Die natürlichen Gesetze nach Thomas Hobbes

Die natürlichen Gesetze sind Regeln der Vernunft, die zwar auch im Naturzustand vorhanden sind, hier jedoch noch nicht greifen können. Später wird er noch bürgerliche Gesetze anführen, welche diese natürlichen Gesetze in einem Staat zu verbindlichen Gesetzen machen können. Das oberste Naturgesetz lautet noch: tue nichts selbst schädigendes.

Im Naturzustand nun hat jeder ein Recht auf alles und der Krieg aller gegen alle herrscht. Um diesen zu überwinden formuliert Hobbes nun die obersten zwei Naturgesetze, welche jeder Mensch vernünftigerweise folgen muss und will: 1. Suche Frieden; kommt keiner, suche nach anderen Mitteln der Selbsterhaltung. 2. Jeder muss auf sein Recht auf alles verzichten, sofern es die anderen auch tun und so viele Freiheiten einräumen, wie sie selber haben wollen. Man wird diese abgeben wollen, weil man damit andere Vorteile erlangt. Z.B. eben den Frieden und damit sicheren Selbsterhalt. Auf einige Recht wie seine Selbstverteidigung kann man allerdings nie verzichten.

Ein Vertrag ist eine wechselseitige Rechtsübertragung. Er muss sofort in Erfüllung gehen, mit dem Recht wird auch das Nutzungsrecht übertragen (z.B. dass das Staatsoberhaupt zur Selbsterhaltung aller die Armee befehligen darf) und mit seiner Erfüllung geht er zu Ende. Ein erpresster Vertrag ist im NZ gültig, frühere Verträge heben spätere auf. Die Furcht vor etwas sichert einen Vertrag am besten, nötigenfalls mit Eid.

Neben den 2 grundsätzlichen Naturgesetzen gibt es noch etliche weitere.

  1.     Verträge müssen erfüllt werden. (Nichterfüllung wäre Ungerechtigkeit. Eigentum entsteht erst durch eine bürgerliche Gesellschaft.)
  2.     Wer eine Wohltat bekommt, muss dieser gerecht werden.
  3.     Jeder muss sich nützlich machen (strebt man nach etwas, das man nicht braucht, fördert man den K.a.g.a.).
  4.     Bei Reue müssen Beleidigungen verzeiht werden (um des Friedens Willen).
  5.     Bei Strafen muss zu bessern versuchen, alles andere wäre Grausamkeit.
  6.     Niemand darf Hass oder Verachtung zeigen sondern die Gleichheit aller anerkennen.
  7.     Alle Menschen sind von Natur aus gleich.
  8.     Man darf kein Recht einfordern, dass man jemand anderem nicht zugestehen würde.
  9.     Richter müssen unparteiisch sein.
  10.     Unteilbares muss Gemeinschaftsgut sein.
  11.     Der erste Besitz muss durch das Los bestimmt werden.
  12.     Nicht teilbares und Nicht gemeinschaftliche Güter gehen durch Los an Erstgeburten bzw. erste Besitznehmer.
  13.     Friedensmittler müssen sicher sein.
  14.     Einem Richtspruch hat man zu gehorchen.
  15.     Man darf sich nicht selbst richten.
  16.     Richter dürfen nicht parteiisch oder bestechbar sein.
  17.     Streits sind durch Zeugenaussagen zu schlichten.

 

Literatur zu Thomas Hobbes

Paul Geyer: Die Entdeckung des modernen Subjekts – Max Niemeyer Verlag Tübin-gen, 1997 Kapitel 3: Natur des Menschen und Geschichte: Thomas Hobbes als Begründer der neuzeitlichen Naturrechtslehre

Jürgen Habermas: Der interkulturelle Diskurs über Menschenrechte – Seminarlektüre

Thomas Hobbes: Vom Menschen – Vom Bürger – Verlag von Felix Meiner Hamburg, 1959

Siegfried König – Zur Begründung der Menschenrechte: Hobbes – Locke – Kant – Alber Verlag Freiburg, 1994

Robert Kurz: Schwarzbuch Kapitalismus, ein Abgesang auf die Marktwirtschaft – Eichborn Verlag Frankfurt a.M., 1999 Kapitel: Die schwarze Utopie der totalen Konkurrenz

Crawford B. Macpherson: Naturzustand und Marktgesellschaft in: Klassiker Auslegen – Thomas Hobbes’ Leviathan oder Stoff, Form und Gewalt eines bürgerlichen und kirchlichen Staates – Akademie Verlag Berlin, 1996

Günther Nonnenmacher: Die Ordnung der Gesellschaft – VCH Verlagsgesellschaft Weinheim, 1989 Kapitel: Teil B. Thomas Hobbes

Hans-Christoph Schröder: Die Revolutionen Englands im 17. Jahrhundert – Suhrkamp Verlag Frankfurt a.M., 1986

Richard Tuck: Hobbes – Verlag Herder Freiburg i. Br., 1999

sowie: Die Grundrechte von Virginia vom 12. Juni 1776 Die französische Erklärung der Rechte des Menschen und Bürgers von 1789

Naturzustand, Naturrecht, Naturgesetze und Personen nach Hobbes (Kapitel 13 – Kapitel 17) – Leviathan

Zu der Annahme eines fiktiven und abstrakten Naturzustandes (NZ) schreibt Thomas Hobbes. Diesen Zustand konstruierten alle klassischen Staatstheoretiker, um damit ihre Auslegung von Staatenbildung zu rechtfertigen.

Für Hobbes waren alle Menschen im Naturzustand gleich stark und ausgestattet. Zur Not könne man sich immer noch zusammentun oder ein Talent nutzen, dass ein schwächeres ausgleicht. Damit wären also alle gleich. Wenn aber mehrere das selbe wollen, müsste einer den oder die anderen unterwerfen, bis keiner mehr Widerstand leistet. Ursachen hierfür wären Wettstreit und Verteidigung. Ohne eine Macht über sich, die eingreift und einschränkt, wäre der Naturzustand damit ein ständiger Krieg aller gegen alle.

Das Naturrecht (NR) sagt aus, dass man zu seinem natürlichen Zweck, nämlich der Selbsterhaltung, alle Mittel nutzen dürfe, an die man gelangen kann.

Freiheit beschrieb er als die Abwesenheit von Hindernissen. Recht ist die Freiheit etwas zu tun, ein Gesetz dagegen die Pflicht etwas zu tun.

Hobbes sah den Naturzustand als nicht wirklich existend an, doch Staaten würden trotzdem untereinander in diesem Zustand leben. Auch würde er hervorbrechen und sich zeigen in Zeiten, wo die oberherrschaftliche Macht verschwunden sei.

Die natürlichen Gesetze sind Regeln der Vernunft, die zwar auch im Naturzustand vorhanden sind, hier jedoch noch nicht greifen können. Später wird er noch bürgerliche Gesetze anführen, welche diese natürlichen Gesetze in einem Staat zu verbindlichen Gesetzen machen können. Das oberste Naturgesetz lautet daher: tue nichts selbst schädigendes.

Im Naturzustand hat jeder ein Recht auf alles und es herrscht ein fortwährender Krieg um Resourcen. Um diesen zu überwinden formuliert Hobbes nun die obersten zwei Naturgesetze, welche jeder Mensch vernünftigerweise folgen muss und will: 1. Suche Frieden; kommt keiner, suche nach anderen Mitteln der Selbsterhaltung. 2. Jeder muss auf sein Recht auf alles verzichten, sofern es die anderen auch tun und so viele Freiheiten einräumen, wie sie selber haben wollen. Man wird diese abgeben wollen, weil man damit andere Vorteile erlangt. Z.B. eben den Frieden und damit sicheren Selbsterhalt. Auf einige Recht wie seine Selbstverteidigung kann man allerdings nie verzichten.

Ein Vertrag ist eine wechselseitige Rechtsübertragung. Er muss sofort in Erfüllung gehen, mit dem Recht wird auch das Nutzungsrecht übertragen (z.B. dass das Staatsoberhaupt zur Selbsterhaltung aller die Armee befehligen darf) und mit seiner Erfüllung geht er zu Ende. Ein erpresster Vertrag ist im NZ gültig, frühere Verträge heben spätere auf. Die Furcht vor etwas sichert einen Vertrag am besten, nötigenfalls mit Eid.

Neben den 2 grundsätzlichen Naturgesetzen gibt es noch etliche weitere.

  1. Verträge müssen erfüllt werden. (Nichterfüllung wäre Ungerechtigkeit. Eigentum entsteht erst durch eine bürgerliche Gesellschaft.)
  2. Wer eine Wohltat bekommt, muss dieser gerecht werden.
  3. Jeder muss sich nützlich machen (strebt man nach etwas, das man nicht braucht, fördert man den Krieg aller, gegen alle).
  4. Bei Reue müssen Beleidigungen verziehen werden (um des Friedens Willen).
  5. Bei Strafen muss eine Besserung angestrebt werden, alles andere wäre Grausamkeit.
  6. Niemand darf Hass oder Verachtung zeigen sondern die Gleichheit aller anerkennen.
  7. Alle Menschen sind von Natur aus gleich.
  8. Man darf kein Recht einfordern, dass man jemand anderem nicht zugestehen würde.
  9. Richter müssen unparteiisch sein.
  10. Unteilbares muss Gemeinschaftsgut sein.
  11. Der erste Besitz muss durch das Los bestimmt werden.
  12. Nicht teilbares und Nicht gemeinschaftliche Güter gehen durch Los an Erstgeburten bzw. erste Besitznehmer.
  13. Friedensmittler müssen sicher sein.
  14. Einem Richtspruch hat man zu gehorchen.
  15. Man darf sich nicht selbst richten.
  16. Richter dürfen nicht parteiisch oder bestechbar sein.
  17. Streit ist durch Zeugenaussagen zu schlichten.

Die Naturgesetze wird ein jeder vernunftmäßig folgen müßen, um den Frieden zu sichern, nach dem Motto ‘Was ihr wollt, dass man euch tut, das tue auch den anderen’. Und da alle Frieden und Sicherheit wollen, müssen die Mittel zur Freiheit auch gut sein. Die Kenntnis der natürlichen Gesetze nennt Hobbes nun die Sittenlehre. Sie heißen zwar Gesetze, sind aber mehr allgemeine Wahrheiten, die jeder anerkennen wird.

Personen schließlich unterscheidet Thomas Hobbes in natürliche Personen (Urheber) und stellvertretende Personen, die bei mehreren durch Abstimmung entscheiden.

Thomas Hobbes Leviathan zwischen den Zeilen lesen

Thomas Hobbes Leviathan. Eine Kurzanalyse

Worauf verweist der Leviathan? Was zeigt er uns an, das wir ohne ihn nicht sehen könnten? Einfach gesagt ist es die Allgegenwart des Staates. Der Leviathan repräsentiert den Staat, auch wann und wo dieser scheinbar nicht gegenwärtig ist. Es wurde eingangs dargelegt, wie bei Hobbes die Entstehung des Staates an den ganz bestimmten Moment des Vertragsschlusses gebunden ist. In diesem Moment rationaler Übereinkunft wird der Staat aus dem Nichts des Naturzustandes erschaffen. Um nun die Macht des Staates und die Gefolgschaft der Bürger sicherzustellen, muss dieser Moment rationaler Einsicht in die Notwendigkeit des Staates in die Zukunft hinein verlängert werden. Genau darauf hin arbeitet die Symbolik des Leviathans.

Das Frontispiz hält den entscheidenden Moment rationaler Übereinkunft fest und konserviert auf diese Weise die Pointe der ganzen Staatstheorie. Wenn man das Bild des Leviathans genauer betrachtet, sieht man, dass alle Menschen in seinem Körper vereinigt sind. Alle Bürger sehen zum Kopf des Leviathans hoch. Die Darstellung ist eine Momentaufnahme des Vertragsschlusses: Sie zeigt die Übereinkunft aller Bürger und die zeitgleiche Autorisierung einer einzigen Macht über ihnen. Indem das Bild die Idee des Staates stets von neuem vergegenwärtigt, verhilft die Symbolik des Leviathans dem Argument des Textes zu einer Art »künstlichen Ewigkeit« und damit Allgegenwart.

Das Bild des schützenden und strafenden Staates soll dauerhaft präsent sein, damit die Bürger nach den Maximen gesellschaftlicher Rationalität und staatlicher Gesetzlichkeit handeln. Die institutionelle Struktur des Staates ist nur dann handlungsrelevant, wenn man sich ihren Regeln nicht entziehen kann. Jeder Bürger wird zuweilen das Gefühl haben, dass es für ihn nützlicher wäre, ein Gesetz nicht zu befolgen. In solchen Situationen muss er sich die Zweckmässigkeit des Vertrages von neuem vergegenwärtigen. Und vor allem muss ihm die Angst vor der Strafe bei Gesetzesbruch dauernd im Nacken sitzen. Das Monster Leviathan und sein Name beschwören genau diese Angst.

Wo immer die Figur des Leviathans in der Literatur auftaucht, trägt sie die Konnotation des Furchteinflössenden und Ungeheuerlichen. So wird das biblische Seeungeheuer Leviathan zuweilen als Walfisch, meist aber als Krokodil oder Drache beschrieben. Tatsächlich fungiert die Angst in der Hobbesschen Theorie – als Leitmotiv. In seiner knappen, in lateinischen Versen abgefassten Autobiographie macht Hobbes die berühmt gewordene Aussage, dass seine Mutter in Anbetracht des befürchteten Angriffes der Spanischen Armada auf das Englische Königreich Zwillinge zur Welt gebracht habe: ihn und die Angst.

Über Thomas Hobbes’ „Leviathan “

Über Thomas Hobbes Leviathan – Bedeutung des Staatswesens

Thomas Hobbes’ Opus Magnum „Leviathan“ gehört ohne Zweifel zu den herausragenden Werken innerhalb der Geschichte der politischen Theorie. Das Werk erschien bereits im Jahre 1651 und markiert den Beginn des neuzeitlichen Verständnisses von Staat und Souveränität.

Weshalb nannte Hobbes sein Werk ausgerechnet nach dem biblischen Seeungeheuer Leviathan?

Bekannter als der Inhalt des Buches ist wahrscheinlich sogar sein Umschlag, welcher bereits die Erstausgabe von 1651 zierte. Ein riesengroßer Leviathan (Meeresgott) im Kupferstich gefertigt. Wer diesen ausführte ist bis heute übrigends nicht geklärt worden.

Der Leviathan – Nicht zufällig als Symbol gewählt

Wenn man davon ausgeht, dass Hobbes sowohl den Namen als auch die Gestalt dieses Wesens mit Bedacht gewählt hat, dann sollte eine Untersuchung des Leviathans zum Verständnis dessen beitragen, wofür er steht – also zum Verständnis des Staates, so wie ihn Hobbes konzipiert hat.

Bild

Der Leviathan lässt sich im wörtlichen Sinne auch als Staats-Wesen verstehen, also als das Wesen, welches den Staat verkörpert. Ein anatomisches Studium des Staats-Wesens Leviathan sollte folglich Aufschluss über die Verfasstheit des Staatswesens im politischen Sinne geben. Die Wissenschaft befasst sich mit der Form, dem Aufbau und Struktur der Lebewesen. Und indem sie, das Wesen aufschlüsselt, gelangt sie von der blossen Form zur Funktion. Die Gestalt des Leviathans – beziehungsweise die Symbolik seiner äusseren Form repräsentieren bereits die zentralen Funktionen des Staates. In dieser Eigenschaft korrespondiert das Bild mit dem Text. Es ergänzt diesen sogar noch um weitere Funktionen.

Wofür steht der Leviathan?

Der Leviathan erfüllt nämlich zusätzliche Funktionen, welche jenseits der rationalen Argumentation des Textes liegen.

Der Staat als ein Zusammenschluss von Menschen ist nichts anderes als ein großer gewaltiger Organismus.

Hobbes nimmt den Maschinenmenschen und den Staatsorganismus  vorweg, indem er den Leviathan, den Staat, einerseits als organischen Mensch darstellt und anderseits als technische Maschine beschreibt. Der Leviathan ist aber noch mehr als ein künstlicher Mensch und eine komplizierte Maschine. Er ist auch eine Art Gott. Im 17. Kapitel, wo Hobbes den eingangs beschriebenen Vertragsschluss darstellt, heisst es, dieser Akt sei die Erzeugung jenes grossen Leviathan.

Die Idee des Staates als riesiger Organismus ist nicht neu, sie gründet in den anthropomorphen Staatstheorien des zwölften Jahrhunderts. Hobbes’ Bild des Leviathan verweist damit bereits auf die Idee des Staates, wie man sie beispielsweise im 19. Jahrhundert bei Herbert Spencer wieder findet. (als funktionaler Organismus)

Weil Spencer kategorial zwischen natürlich Gewachsenem und künstlich Erzeugtem unterscheidet, kommt er jedoch gerade zum Umgekehrten Schluss wie Hobbes: Eine Gesellschaft kann nicht willentlich erzeugt werden, sondern sie muss zu einem Organismus heranwachsen.

Verständnis des Leviathan

Die Formel des sterblichen Gottes ist ein Schlüssel zum Verständnis des Leviathans. Indem Hobbes den Leviathan einen Gott nennt, verleiht er ihm die Aura des Unantastbaren, des Allmächtigen. Er macht klar, dass man es sich mit ihm nicht verscherzen darf. Die Ausschliesslichkeit und Unwiderstehlichkeit seiner Macht wird durch das Zitat aus dem Buch Hiob untermauert, beziehungsweise überschrieben, steht es doch als Titel über dem Frontispiz: non est potestas super terram quae comparetur ei. „Auf Erden gibt es also nichts und niemanden, der sich kräftemässig mit dem Leviathan messen könnte.“

Dieses Kriterium muss die staatlich monopolisierte Zwangsgewalt erfüllen, wenn sie dem kriegerischen Naturzustand ein Ende setzten will. Frieden ist ihr Zweck, Macht ihr Mittel. Im Streitfall muss das Schwert des Leviathans immer das letzte Wort haben, denn, wie Hobbes sagt, Verträge ohne das Schwert sind blosse Worte.

Der Leviathan als Richter

Im 28. Kapitel beschreibt Hobbes den Leviathan eingehend als Richter, der straft oder belohnt. Seine ultimative Macht erhebt den Leviathan über die Menschen. – Aber doch nicht ganz auf die Stufe von Gott. Im  Gegensatz zum ›richtigen‹ Gott bleibt der Leviathan sterblich. Seine Sterblichkeit ist die Konsequenz seiner artifiziellen Natur. Der Leviathan wird von Menschen zu einem bestimmten Zweck geschaffen, nämlich den Frieden zu sichern. Erfüllt er diese Funktion nicht, dann existiert er per definitionem auch nicht. Zusammengefasst:

Die Illustration auf dem Frontispiz nimmt genau die drei Charakterisierungen auf, die man mehr oder weniger explizit im Text findet: Mensch, Maschine, Gott. Der Leviathan hat Menschengestalt, und er wird von Menschen geformt. Die Darstellung seiner Funktionen zeigt an, dass er, einer Maschine gleich, die gesellschaftlichen Güter Ordnung und Frieden produziert. Und seine Riesenhaftigkeit, die Art, wie er über das Land wacht und  in den Himmel ragt, verleiht ihm die Aura eines Gottes. Die Gestalt des Leviathans korrespondiert so weit perfekt mit den Argumenten des Textes.

Über die Person Thomas Hobbes

Über die Person Thomas Hobbes

Thomas Hobbes

Thomas Hobbes

Thomas Hobbes (* 5. April 1588 in Westport, Wiltshire; † 4. Dezember 1679 in Hardwick Hall, Derbyshire) war ein englischer Mathematiker, Staatstheoretiker und Philosoph. Er wurde durch sein Hauptwerk Leviathan bekannt, in dem er eine Theorie des Absolutismus entwickelte. Er gilt als Begründer des aufgeklärten Absolutismus. Des Weiteren ist er neben John Locke und Jean-Jacques Rousseau einer der bedeutendsten Vertragstheoretiker.

Hobbes wurde 1588 als Sohn eines einfachen Landpfarrers in Malmesbury in der Grafschaft Wiltshire geboren. Seine Mutter stammte aus einer Bauernfamilie. Die beängstigende Situation vor dem Angriff der spanischen Armada auf England im selben Jahr soll Ursache seiner Frühgeburt gewesen sein. Thomas Hobbes schreibt in seiner Autobiographie: „(She) did bring forth Twins at once, both Me and Fear.“[2] Die Angst vor der Gewalt infolge politischer Auseinandersetzungen – im England des 17. Jahrhunderts vor allem als Bürgerkrieg zwischen König und Parlament, zwischen verschiedenen gesellschaftlich und religiös differenzierten Gruppen – ist ein bestimmendes Element im Leben wie in der politischen Philosophie Thomas Hobbes geblieben.

Da er bereits mit vier Jahren lesen, schreiben und rechnen konnte, wurde er als Wunderkind (child prodigy) bezeichnet. Mit acht Jahren wurde Hobbes in einer Privatschule in den klassischen Sprachen unterrichtet. Schon sechs Jahre später im Alter von vierzehn Jahren begann er sein Studium an der traditionell-scholastischen Universität Oxford, wo er 1603–1607 vor allem Logik und Physik studierte. Resultate der klassischen Ausbildung waren Hobbes’ genaue Kenntnisse des Griechischen und Lateinischen, aber auch seine vehemente Ablehnung der Universitätsphilosophie, der mittelalterlich-aristotelischen Logik und Staatstheorie.

Nach seinem Bachelor-Abschluss 1608 in Oxford wurde er Hauslehrer bei der adligen Familie Cavendish. Diesen Posten hatte er mit Unterbrechungen bis zu seinem Lebensende inne. Er unterrichtete hier u. a. den kleinen William Cavendish, der später Graf von Devonshire wurde. Seine Erziehertätigkeit in einer der führenden Adelsfamilien Englands, die ihn lebenslang unterstützen sollte, verschaffte ihm die Möglichkeit zu ausgedehnten Reisen und Kontakt zu führenden Politikern und Denkern seiner Zeit.

Für kurze Zeit war Hobbes Sekretär des Philosophen Francis Bacon, für den er einige seiner Schriften ins Lateinische übersetzte. Der Arbeit für Bacon, den Begründer des englischen Empirismus, wird einiger Einfluss auf die mechanisch-materialistische Konzeption seiner Philosophie zugeschrieben. Auf den Auslandsreisen, die er mit seinen Schülern der Cavendish-Familie unternahm (Grand Tour), lernte er in Pisa Galileo Galilei kennen. Ferner schloss er auf seinen Reisen Bekanntschaft mit René Descartes, Marin Mersenne und Pierre Gassendi.

Während seiner dritten Europareise als Erzieher entwickelte Hobbes den Plan, seine Philosophie aus drei systematisch aufeinander aufbauenden Teilen zu konstruieren: der Lehre von der körperlichen Substanz (de corpore), der Lehre vom Menschen im Naturzustand (de homine) und schließlich die Lehre vom Menschen in der Gesellschaft (de cive).

Die politische Entwicklung in England zerschlug jedoch Hobbes’ Pläne eines systematischen Aufbaus seiner Philosophie. In den Jahren 1603 bis 1629 verschärfen sich die Spannungen: Die absolutistischen Pläne Jakobs I. und Karls I. bringen sie in Gegensatz zum Landadel, der sich zu einer agrarischen Kapitalistenklasse entwickelt hatte, und zum Bürgertum der Handelsstädte, dessen Bedeutung im 17. Jahrhundert in England stetig wuchs. Auseinandersetzungen zwischen anglikanischer Staatskirche, Calvinisten (= Puritanern), die eine stärkere Abgrenzung vom Katholizismus, asketische Lebensführung und ein System freier, an der Bibel orientierter Gemeinden forderten, und Katholiken kamen hinzu. Diese religiösen Konflikte entsprachen zum Teil regionalen Gegensätzen.

Von 1629 bis 1640 herrschte Karl I. mit einer parlamentslosen Regierung, die alle politischen und religiösen Gegner, vor allem die Puritaner, verfolgte: Der Versuch, dem calvinistischen Schottland die anglikanische Staatskirche aufzuzwingen, führte zur ersten militärischen Niederlage. Karl I. sah sich 1640 gezwungen, zwecks Mittelbeschaffung für den Krieg das Parlament einzuberufen, das nun seinerseits begann, mit den wichtigsten Unterstützern des Königs abzurechnen.

Hobbes hatte sich im Streit zwischen Krone und Parlament anonym für die Rechte des Königs Karl I. und gegen das Unterhaus eingesetzt[3] und musste deshalb 1640 nach Frankreich ins Exil fliehen.

1642 brach der Bürgerkrieg zwischen Parlament und Krone aus, ausgelöst durch einen irischen Katholikenaufstand. Mit seinem Werk de cive versuchte Hobbes erneut, Einfluss auf die Entwicklung in England zu Gunsten einer absolutistischen Monarchie auszuüben. Wie auch später im Leviathan (1651) argumentierte er für die Übertragung aller Gewalt auf einen souveränen Herrscher, da im „Naturzustand“ ein egoistischer Krieg „aller gegen alle“ um Besitz und Ansehen herrsche, der nur durch die Angst vor der Strafe durch eine übermächtige Gewalt verhindert werden könne. In einem Vertrag sollen demzufolge die einzelnen ihre natürlichen Rechte auf eine zentrale Gewalt übertragen, die am vollkommensten in einer Person, dem absoluten Herrscher, repräsentiert werde.

Seine Argumentation verschaffte Hobbes jedoch wenig Freunde. Karl II., den er 1646 in Paris in Mathematik unterrichtet hatte, verübelte ihm, dass er für jede de facto souveräne Regierung eintrat – zu einer Zeit, in der in London der Puritaner Cromwell nach der Niederlage und Hinrichtung Karls I. diktatorisch regierte. Hobbes Materialismus und seine Kritik an der katholischen Kirche („Reich der Finsternis“) ließ ihn eine Verfolgung in Frankreich befürchten, sodass er 1651 nach England zurückkehrte, wo er sich mit dem Cromwell-Regime arrangierte.

Nach Veröffentlichung seines Hauptwerks, des Leviathan, wurde er dort wegen dessen angeblichen atheistischen und häretischen Charakters vielfach von Seiten der Kirche, des Adels wie auch von Privatpersonen angefeindet. Wenn auch zahlreiche Freunde mit ihm brachen, so blieb er von Seiten der Staatsmacht zunächst weitgehend unbehelligt. Dies mochte insbesondere damit zusammenhängen, dass er – gegen Anglikaner wie Presbyterianer – für die von den Brüdern Cromwell favorisierte Kirchenverfassung eintrat, den Independentismus.

In den Jahren 1655 und 1658 erscheinen mit de corpore und de homine die beiden fehlenden Teile seines Systems. Nach der Restauration der Stuarts sah er sich vor allem nach der großen Pest- und Brandkatastrophe in London Verfolgungen durch den Klerus ausgesetzt, vor denen ihn aber die Sympathie Karls II. schützte. Verschärfen sollte sich die Situation für ihn indes nach der Restauration der Monarchie 1660: Dabei ging der Verfolgungseifer weniger vom neuen König aus, der ohnehin heimlich zum Katholizismus konvertiert war, sondern vielmehr von traditionell anglikanischen und presbyterianischen Kreisen, insbesondere von den neuen Ministern Edward Hyde, 1. Earl of Clarendon und Gilbert Sheldon. Um ihn wegen der ihm vorgeworfenen Häresie juristisch zur Rechenschaft ziehen zu können, wurde sogar mehrfach versucht, eigens dafür eine strafrechtliche Gesetzesgrundlage zu schaffen. Dank einflussreicher Freunde wie etwa dem Earl von Arlington, der ein Ministeramt in der sog. Cabal-Regierung bekleidete, gelang es Hobbes indes, die gegen ihn gerichteten Intrigen unversehrt zu überstehen.

Seine 1668 verfasste Geschichte der Bürgerkriegsepoche Behemoth oder Das Lange Parlament erhielt keine Druckerlaubnis, seine lateinischen Schriften musste er in Amsterdam verlegen lassen. Dennoch lebte Hobbes bis zu seinem Tod in gesicherten und komfortablen Verhältnissen auf einem Landsitz seiner Gönnerfamilie. In seinem Todesjahr 1679 setzte ein starkes Parlament seine Vorstellungen in der Habeas-Corpus-Akte gegen Karl II. durch. Hobbes starb in Hardwick Hall/Derbyshire.

Als Philosoph wird Hobbes eher der Aufklärung zugerechnet, als Staatstheoretiker aber dem Absolutismus.